Fiat 500 mit Google-Spyware
Es gibt eine Kooperation zwischen Google und Fiat, die darin mündet, dass das Auto Google-Services nutzt, um u.a. Voice-Interaktionen zu ermöglichen.
Dass Android in Auto-Entertainment-Systemen läuft, ist ja nix Neues. Aber dass Google so hart reingeklinkt wird, dass man damit sogar Auto-Funktionen steuern kann, das ist schon (zumindest nach meiner Kenntnis) ein neues Level an Wahnsinn.
Meine Phantasie reicht bestimmt mal wieder nicht aus, um mir alle möglichen Szenarien auszudenken, warum diese Integration eine Irrsinns-Idee ist. Ein paar Punkte, die mir so ad hoc einfallen:
- Privatsphäre am Arsch, da Google diverse Daten - genau wie auf Handys oder stationären Voice Assistenten - rauslutscht und auswertet, z.B.
- Standortdaten
- Musikgeschmack
- Termine
- Kontakte
- Job-Angelegenheiten
- Einkaufslisten
- Ruhezeiten
- häufig angefahrene Orte
- Urlaubsfahrten
- ...
- Fließen Fahrzeugdaten zu Google? (kann ich aktuell noch nicht verifizieren, würde mich aber ÜBERHAUPT nicht wundern)
- Fahrweise
- Spritverbrauch
- Streckenlängen
- werden Wartungsintervalle eingehalten?
- wer fährt alles so mit bzw. wer fährt das Auto?
- Unfälle?
- ...
- Auch spannend:
- Wie hart ist Google wirklich mit dem Auto verheiratet? Wenn sich aus irgendeinem Grund die Software nicht mehr updaten lässt, funktioniert das Auto dann noch einwandfrei, oder hat das - wie die Google-Handys, nach 3 Jahren Updates sein Leben ausgehaucht? :-)
- Kann man Google entfernen oder permanent deaktivieren?
- Kann man ein anderes Infotainment-System einbauen, oder ist man auf Gedeih und Verderb an das gebunden, was im Auto steckt?
- Welche Auto-Funktionen lassen sich steuern, und wie wird sichergestellt, dass kein Missbrauch stattfinden kann? Was ja laut Werbepost im Google Blog schon mal funktioniert, ist: Warnblinker remote/per Voice anschalten. Damit kann man schon was anstellen, so mitten auf der Autobahn bei hohen Geschwindigkeiten, Fehlinterpretationen, Notfallbremsung, Massenkarambolage, Menschenleben...
- Mit welchen "Partnern" teilt Google die gesammelten Informationen? Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass Autoversicherungen dankbare Abnehmer sind, zwecks Vertragsanpassungen, wenn die Fahrweise des Fahrers nicht mit der Risikokalkulation der Versicherung harmoniert.
- Haftungsfragen, wenn Google im Auto was missversteht, Amok läuft, den Fahrer ablenkt, indirekt Unfall verursacht, etcpp?
Auch ein neues Level: Der Google-Fiat wird mit Ornamenten in Google-Farben ausgestattet, damit man auch gut erkennt, was hier für ein Spezialfahrzeug unterwegs ist. Aber es gibt ja auch Leute, die sich angebissene Äpfel aufs Auto kleben, also finden sich auch solche, die Google-Werbung spazieren fahren.
DSGVO?
Ach, was mir noch so einfällt: Der Fiat wird nach Angaben von Google in Europa verkauft. Ja, aber... aber... *fingernägelkau* ... was ist denn mit dem Cloud-Act??
Google ist doch ein amerikanisches Unternehmen? Was ist denn mit der GDPR, der DSGVO, Datenschutz, Privatsphäre und so?
Der Cloud-Act ist meines Wissens nach wie vor relevant bzw. in Kraft.
Mich würde es nicht wundern, wenn die Sache mit dem Google-Fiat folgendermaßen aus rechtlicher Sicht eingeschätzt und umgesetzt wird:
Ihr kauft das Auto ja für private Zwecke. Wer die Google-Servics nutzen will, muss im Infotainment-System wahrscheinlich irgendwelchen Nutzungsbedingungen und Datenschutzbestimmungen zustimmen (die an der Stelle ohnehin keiner durchliest). Die bestätigt ihr alle und habt damit eine individuelle Vereinbarung direkt mit Google geschlossen und die Zustimmung erteilt, dass Google mit euren Daten machen kann, was es will. Das ist eure Privatsache und dürfte mit Fiat erstmal gar nix zu tun haben.
Welche individuellen Abmachungen dann wiederum mit eventuellen Online-Services von Fiat zwischen euch und Fiat existieren, ist nochmal ein anderes Thema. Aber wenn ich Fiat wäre, würde ich mich aus der Sache zwischen euch und Google komplett raushalten. Dann ist nämlich der Cloud Act und die DSGVO überhaupt kein Problem.
Alles meine persönliche Einschätzung, bin kein Anwalt, darf keine Rechtsberatung leisten, miau.
Für die Hockey-Dads/-Moms ergibt sich übrigens folgendes Problem: Im 2,5t-SUV mit Hybrid-Antrieb ist diese Google-Assistenz-Funktion bisher nicht integriert. Und so ein Fiat 500, das ist halt leider doch kein Status-Symbol wie ein Cayenne, RangeRover, X6 oder Q7. Dringend mal rumtwittern und Beschwerden einreichen.