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Datenschutz in Computerspielen

Ich bin seit den späten 80ern ein begeisterter Computerspieler. Computer im klassischen Sinn, bei Konsolen habe ich mich immer schwer getan, das ist nicht so meine Welt. Im Haushalt haben wir trotzdem welche, denn andere Familienmitglieder können damit mehr anfangen.

Es ist heutzutage äußerst selten, dass man noch Videospiele findet, die sich nicht mit dem Internet verbinden. Gut finde ich das nicht, insbesondere dann nicht, wenn es sich um Einzelspieler-Games handelt, die - abgesehen von der fragwürdigen Praxis der Post-Release-Patches - keinerlei Daten ins Netz senden oder aus dem Netz ziehen müssten.

Eine sehr große Zahl an Spielern beziehen ihre Produkte von Online-Plattformen; Steam, Epic, whatever. Und diese Unternehmen haben natürlich ein sehr starkes Interesse daran, Daten von Spielern zu erheben. Zu den simplen Auswertungen gehört etwa, wie lange Spiele gespielt werden, welche Genres man bevorzugt, was man für eine Hardware besitzt, welche Sprachversion aktiviert ist, zu welchen Zeiten man spielt, ggf. mit wem man zusammen spielt, wie oft die Nutzer online sind und wie lange, und noch viele Details mehr.

Das sind jetzt eher harmlose Datenpunkte. Schlimm genug, dass sie erhoben werden, aber in der Regel kann man davon ausgehen, dass diese Daten nur der Verkaufsförderung wegen ausgewertet werden.

Viel saftiger jedoch sind Daten, die auf die psychische Verfassung, Gesinnung, inhaltliche Vorlieben schließen lassen.

Ein Paradebeispiel: Grand Theft Auto

In diesem Spiel kann man eine ganze Menge anstellen. Unter anderem auch Sachen wie

... ihr versteht, worauf ich hinaus will.

Es gibt auch Spiele, in denen es nicht ums Töten geht, sondern in denen man Entscheidungen treffen muss, die soziale, politische, gesellschaftliche Aspekte beinhalten und entsprechende Auswirkungen haben. Civilization, Democracy, Rollenspiele, solches Zeug.

Tatsache ist: Menschen verhalten sich in Computerspielen anders als sie es in der echten Welt tun. Selbstverständlich lässt sich nicht ableiten, dass jeder, der in GTA ganze Straßenzüge in Schutt und Asche legt, auch in echt andere Menschen umbringt. Diese Debatte führen wir ja schon seit zwei Jahrzehnten.

Aber wenn man ein geltungssüchtiger Politiker ist, der Wahlkampf betreibt und einen Amoklauf zum Anlass nimmt, mal wieder so richtig aufzuräumen, könnte das zu unangenehmen Nebenwirkungen für Spieler führen. Nun stellt euch mal vor, aus euren Handlungen in der virtuellen Welt würde ein Profil eures Geisteszustands angefertigt. Nachdem ihr laut Achievement-Liste Morde in vierstelliger Anzahl angehäuft habt. Oder nachdem ihr die dunkle Seite in einem Starwars-Game gewählt habt. Oder ihr wart so frei, aus einem unerfindlichen Grund im Chat eines Online-Spiels dumme Sprüche über terroristische Aktionen zu machen, extreme politische Gesinnungen zu vertreten, Drogenkonsum vorzugaukeln, Selbstmord anzukündigen ... whatever.

Wisst ihr, wer all diese Daten sieht, auswertet und verwendet? Nein? Das sollte euch zu denken geben. 

Was nun wirklich konkret an Daten erhoben wird und in welchem Detailgrad, ist unklar.
Sicher könnt ihr euch sein, dass z.B. Achievements in Steam ein Datenpunkt sind, oder in GTA die statistische Erhebung von Daten wie Kills, Missionen usw. stattfindet - was ihr ja selbst einsehen könnt im Spiel.
Auch interessant dürfte sein, welche Verzweigungen in Storylines gewählt wurden, was auch wieder gewisse Rückschlüsse zulässt. Und so weiter und so fort.

Und wenn ihr denkt, dass sich eure Phantasie schon ausreichend üble Szenarien ausdenken kann, liegt ihr ziemlich sicher falsch. Es geht immer noch schlimmer.

One-player online games will also be subject to surveillance, as a new real-name mechanism is going to be implemented in China. Also, the new law will not allow for zombies and plagues, map editing, roleplaying, as well as organizing a union in games [...]

Überlegt euch gut, welche Daten ihr preisgebt, welche Spiele ihr spielt und welche Hersteller mitsamt den jeweiligen Datenschutz- und Geschäftsgebahren ihr damit unterstützt.

Und wer die Sache ernst nimmt, muss möglicherweise zukünftig davon Abstand nehmen, ein GTA zu kaufen. Denn Rockstar wird auch weiterhin und eher mehr, nicht weniger Daten von euch erheben (den Laden  nenne ich mal stellvertretend für die gesamte Spieleindustrie, weil Rockstar so erfolgreich ist).

Aber nun erklärt mal eurem Halbwüchsigen, dass er kein GTA spielen darf, obwohl es jeder andere in seiner Klasse tut. Weil ihr Datenschutz-Bedenken habt. LOL.

Ganz schöne Scheiße.