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Messaging-Services: Vertrauen ist schlecht, Vermeidung ist besser

Kurzes Vorgeplänkel: Ich bin mal wieder - bedauerlicherweise zurecht - mit dem Vorwurf konfrontiert worden, dass meine "Aufklärungsarbeit" im Blog Leute vor den Kopf stößt. Und zwar genau die Leute, die eigentlich sensibilisiert werden sollen, mehr auf Datenschutz zu achten.

Mir rutschen immer mal wieder unnötig zynische, sarkastische Kommentare durch, die der Sache nicht unbedingt dienlich sind. Das finden zwar vielleicht die Leute lustig, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie ich, aber die anderen nicht unbedingt.

Klargestellt sei: Das hier ist mein Blog, also kann ich grundsätzlich damit fast alles machen, was ich will. Für mich ist das Schreiben hier auch Therapie, da ich jeden Tag aufs Neue sowohl im privaten als auch beruflichen Umfeld mit Datenschutz-Irrsinn konfrontiert werde, und mir einbilde, auch die mittel- bis langfristigen Folgen aktueller Vorgänge insbesondere in den Bereichen Staat und Gesetz abschätzen zu können. Und in dieser Hinsicht graut es mir derzeit vor der Zukunft in Deutschland und Europa.

Mein Wunsch (siehe auch) ist grundsätzlich, Menschen zu informieren und ihnen klar zu machen, dass es von Vorteil ist, wenn private Daten privat bleiben. Und dass die Bürger ihre Kontrollmacht, die tatsächlich immer noch existiert(!), gegenüber Staat und Gesellschaft wahrnehmen und einsetzen sollten. Das ist eine zunehmend mühselige Sisyphos-Arbeit, da es immer weniger interessierte und immer mehr überforderte Menschen gibt. Und ich meine nicht Überforderung im Sinne, dass die Menschen immer dümmer werden, sondern dass das Leben der Menschen unter anderem durch undurchschaubare Technik und Informationsoverkill so komplex geworden ist, dass sie es nicht mehr überblicken können.

Dieser Blog hier ist auch ein Fanal für mich, Druck abzulassen und Frust zu formulieren.

Warum der ganze Rechtfertigungssermon?

Ich hatte vor Kurzem eine Diskussion mit einer Person, die ich davon zu überzeugen versuchte, dass Nachrichten in Messengern, wenn einmal in Umlauf geraten, nicht wieder zurückziehbar sind. Mag sein, dass Whatsapp, Telegram, Signal & Co. Funktionen bieten, mit denen man angeblich auch die eigenen Meldungen bei den Empfängern löschen kann.

Aber: Nein, ihr könnt nix zurückziehen. Ist mal was irgendwohin übertragen, ist die empfangende Stelle in der Lage, die übertragenen Daten zu behalten. Von mir aus mittels Screenshot, Copy&Paste, whatever. Es gibt auch Tools wie dieses hier, das das Speichern von Archivieren von Nachrichten automatisiert - selbst dann, wenn sie vom Sender gelöscht wurden, bevor der Empfänger sie aktiv begutachtet hat.

Heißes Thema auch im Rahmen von Sexting oder solchen Sachen, wenn akut triebgesteuerte Menschen sich ihre Phantasien oder Geschlechtsteile via Snapchat zuschicken und denken, dass das Material ja gleich wieder gelöscht wird.

Diese Diskussion zum Thema "Messages löschen" war sehr anstrengend. Weil die Person blindes Vertrauen in die Technik bzw. den Anbieter setzte. Sie ließ sich zwar durch harte Fakten und einen Live-Beweis überzeugen. Aber besser wär's, wenn man sich als Nutzer vorher mit der Materie beschäftigt und sein Hirn anstrengt, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist; insbesondere dann, wenn es um sensible Daten geht.

Und so einen simplen Gedankengang, dass Daten, die man via Internet an jemand anders weiterreicht, unwiderruflich weitergereicht sind - ganz egal, was die Übermittlungsdienstleister versprechen - muss ich jedem Erwachsenen zutrauen dürfen, der das Internet benutzt (Kindern nicht, die müssen das alles erst lernen).

Solche Erlebnisse sind es, die mir zu schaffen machen und über die an dieser Stelle zu berichten, auch mit manchmal sehr zynischen Spitzen, mir persönlich hilft, weiterzumachen.