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Schau, schau, Schuschufa: Der E-Pool

Sollte irgendjemand die Schufa nicht kennen... unerwartet das ist. Und bedauerlich. Die Schufa aggregiert Daten zur Kreditwürdigkeit bzw. Bonität.

Der Laden hegt Pläne. Zwar sind die noch nicht öffentlich bzw. spruchreif, aber wenn man schon mal das Öl des 21. Jahrhunderts gehortet und erkannt hat, wie gut sich das verkaufen lässt, erscheinen die Pläne plausibel.

Die Schufa hat eine gewaltige Verantwortung, weil mit den dort gesammelten Daten im schlimmsten Fall Existenzen vernichtet und Schicksale besiegelt werden können. In weniger schlimmen Fällen wird einem vielleicht ein neuer Mobilfunkvertrag verweigert oder es bekommt Probleme, wer eine neue Wohnung mieten möchte.

Ganz besonders tragisch ist das, wenn der Schufa-Score einfach deshalb fehlerhaft ist, weil die Daten, aus denen der Score ermittelt wird, aus dem Gesamtkontext gerissen wurden, möglicherweise gar nicht mehr aktuell oder sogar einfach immer schon falsch waren. Alles schon passiert. Die Schufa ist im Übrigen nicht an Transparenz interessiert; wie sich der Score konkret errechnet, wird nicht verraten.

Natürlich kann man theroetisch einmal pro Jahr seinen aktuellen Status und Informationen über die gesammelten Daten bei der Schufa kostenlos anfordern. Aber wer macht das schon? Und der eigene Status sagt auch nichts aus darüber, was andere daraus machen. Falls ein Betroffener wirklich sehen wollte, was jemand an Daten erhält, der eine Abfrage über eine Person einholt, wäre durch den Betroffenen eine kostenpflichtige Abfrage über sich selbst durchzuführen. Das allein empfinde ich schon als skandalös.

Was sammelt bzw. führt die Schufa eigentlich alles so?

Der Schufa-E-Pool

Die SZ (Paywall) und der NDR haben herausgefunden, dass die Schufa ein Konzept für eine Datenbank entwickelt hat, die Kundendaten aus dem Bereich der Energieversorgung zusammenführt.

Noch verkauft die Schufa das Ergebnis dieses Konzepts nicht als Produkt. Und angesichts des öffentlichen Aufschreis dürfte das Projekt derzeit auf Eis liegen. Marketing-Material zum Schufa-E-Pool - so wird diese Datenbank genannt - das für eine Weile öffentlich verfügbar war, wurde rein zufällig zeitlich korrelierend mit den Recherchen der Medien wieder aus dem Verkehr gezogen.

Aber einer der naheliegenden Gründe für eine solche Datenbank ist, unliebsame Kunden zu identifizieren und dafür zu sorgen, dass ihnen zukünftige Verträge verweigert werden. Insbesondere solche, die die Bonus-Möglichkeiten beim Wechsel zu einem neuen Versorger ausschöpfen wollen.

Dass die Energieversorger ihre Preise schon seit langer Zeit alles andere als fair (Paywall) gestalten, ist kein Geheimnis. Und im Rahmen der Corona-Krise lassen sie sich zu besonders abstrus begründeten Rekordpreisen hinreißen.

Allein das Vorhaben, potenzielle Kunden dafür zu bestrafen, dass sie das einzige ihnen zur Verfügung stehende Instrument nutzen, der Kostenwillkür der Energiekonzerne zu entgehen, ist an Verwerflichkeit schwer zu überbieten. Und dieses Bonus-Lockmittel-Bauernfänger-Instrument wurde von den Energiekonzernen ja selbst eingeführt im Rahmen der fortwährenden Gewinnoptimierung.

Der für mich als Datenschutz-Verfechter interessante Part wird sein, ob diese Art von sehr offensichtlich gezielter Kundendatensammlung und deren geplanter Verwendung als rechtlich zulässig deklariert wird. Und was genau dann in dieser Datenbank, wenn sie dann mal produktiv eingesetzt wird, wirklich an Daten enthalten sind.

Aber wundert euch mal nicht, wenn sich beim jährlichen Energieversorgerwechsel die Ablehnungen bei euch häufen, weil erkannt wurde, dass ihr eure Möglichkeiten zur Kostenoptimierung ausschöpft. Ihr seid einfach unerwünscht, wenn ihr den Energiekonzernen nicht Geld schenken wollt.

Wenn man im Übrigen überlegt, wer die wesentlichen Stakeholder bei der Schufa sind - und wen sie bedienen wollen - das passt doch wie Arsch auf Eimer.