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Intrusives Hardware-Zubehör und Zwangsvercloudung

Es gibt so ein paar Hardware-Hersteller für eigentlich harmloses Zubehör wie Tastaturen und Mäuse, deren Methoden zur Datengewinnung ziemlich verachtungs- und boykottwürdig sind. Ich nenne an der Stelle mal primär Razer beispielhaft für alle anderen, weil Razer mit die krasseste Ausprägung liefert.

Razer ist unter Gamern beliebt, weil bunt und glitzi und clicky und gutes Marketing und teilweise fortschrittliche Technik - für teuer Geld, daher Statussymbol. Ich mag glitzi und klicki auch und ich finde es sogar sehr hilfreich, wenn meine Tasten (unauffällig) leuchten, weil es öfter vorkommt, dass ich abends in einem eher mager beleuchteten Raum am Rechner sitze.

Aber was ich nicht mag, ist, wenn folgendes passiert: Ich schließe eine Tastatur an den PC, erhalte Popups ins Gesicht gedrückt mit "Lade jetzt endlich Software XYZ runter" und dann werde ich sogar dazu gewzungen, diese Software zu installieren, wenn der volle Funktionsumfang bereitstehen soll. Einige Razer-Tastaturen haben beispielsweise Hintergrundbeleuchtung, deren Farbe man wählen kann. Im Auslieferungszustand wabern da bunte RGB-Wellen durch, die aber auf Dauer nicht auszuhalten sind. Ändern kann man die Farben und Helligkeiten nur, wenn man sich diese Software von Razer installiert.

Okay, denk ich mir, dann installieren wir den Kram halt, dann stell ich alles so ein wie ich will und deinstalliere die Software wieder, wenn sie mich nervt.

So einfach ist das aber nicht. Man will mich dazu zwingen, ein Online-Konto zu erstellen, damit ich die Software überhaupt nutzen kann. Ohne Online-Konto geht gar nichts.

Da bin ich eigentlich schon hart über dem Limit meiner Akzeptanz, aber wer sehr leidensfähig ist, könnte noch ein 10-Minute-Mailkonto bauen zwecks Spamvermeidung, sich bei Razer registrieren und dann loslegen.

Übrigens werden die Profile, die man sich für die Hardware einstellt, gleich hübsch in die Cloud von Razer geladen, ohne dass man eine Wahl hätte.

Zu dem ganzen Datenschutz-Fail passt dann wie die Faust aufs Auge, dass die Razer-Cloud mit ranzigen Gammelkomponenten betrieben wird, durch die Profil-Datensätze rausgelutscht werden können. Und dass die Software, die man sich auf den Rechner installieren soll, gravierende Sicherheitsprobleme hat.

Aber zum Trost für alle Razer-Kunden: Sie sind nicht allein, ähnlichen Mist erlebt man auch zum Beispiel bei Steelseries.

Es gibt zwar quelloffene Ersatzsoftware ohne den Online-Bloat, mit der man die Tastaturen teilweise konfigurieren kann. Aber im Falle von Razer zum Beispiel sind alle Einstellungen flöten, wenn man den Computer ausschaltet. Muss man sich noch mit irgendwelchen Autostart-Skripten herumschlagen.

Lobend erwähnen will ich an der Stelle mal Hersteller wie Sharkoon oder Fnatic. Über die eigentliche Produktqualität kann ich nichts sagen, da ich keine Langzeiterfahrungen damit habe. Aber allein die Tatsache, dass man die Tastaturbeleuchtungen persistent ohne zusätzliche Software konfigurieren kann, ist für mich ein fetter Pluspunkt.

Wusstet ihr eigentlich, dass der Chef von Razer auch CEO von THX ist? Das ist an mir irgendwie vorüber gegangen. THX stand mal vor langer Zeit für außergewöhnliche Audio-Innovation und Qualität, als die Bude noch zum Lucas-Imperium gehörte. Jetzt kriegen sogar quäkende Laptops THX-Zertifizierung.