| Letztes Update:

Datendrama - das erste Jahr

Es ist jetzt genau ein Jahr her, dass ich mit diesem Datendrama-Bloggen begonnen habe. Das war ein wirklich ereignisreiches Jahr.

Und die Zukunft sieht aus meiner Sicht nicht sonderlich rosig aus - inbesondere, was staatliche Überwachung und die immer stärkere Einschränkung demokratischer Prinzipien angeht.

Unsere Volksvertreter überbieten sich gegenseitig mit Vorschlägen bezüglich Totalüberwachung der Bevölkerung, zum Beispiel durch Abschaffung von Verschlüsselung oder durch unter dem Radar der Öffentlichkeit durchfliegende Tarnkappen-Gesetze, die Polizei und Geheimdiensten ungekannte Macht einräumen, unschuldige Menschen zu durchleuchten und sich im Zweifel die Verdächtigen anlasslos zurechtzusuchen. Datenschutz-Sünder werden gar nicht oder nur unzureichend bestraft, die Datenschutzbehörden sind zahnlose Papiertiger. Und unser Innenministerium behandelt die Bürger im eigenen Land zunehmend wie externe Feinde.

Gegen Datenkraken wie Facebook, Apple, Microsoft oder Google kann man sich ja noch wenigstens theoretisch und im Ansatz wehren, indem man einfach deren Produkte so gut es geht vermeidet. Aber den Staat und seinen völlig ausufernden Überwachungswahn kann der Normal-User ohne profunde technische Kenntnisse so leicht nicht abschütteln. Und das wird noch schlimmer werden, macht euch mal keine Hoffnungen: Keine einzige Partei, die bei der kommenden Bundestagswahl irgendeine Relevanz besitzt, hat Interesse oder ernstzunehmende Ambitionen, die fortschreitende, anlasslose und generalverdächtigende Überwachung der Bürger aufzuhalten. Im Gegenteil: Die buzzworden wie die Blöden mit KI und Big Data und Digitalisierung und Blockchain - alles im Sinne der Sicherheit der Bürger vor Kinderpornographen!

Was meinen kleinen Blog hier angeht, schwanke ich immer wieder zwischen Motivation und Frustration. Einerseits müsste ich, um die Reichweite zu erhöhen und mehr zu bewegen, sehr viel stärker rumhuren - sowohl in sozialen Medien als auch in Sachen SEO, irgendwelchen Blog-Allianzen beitreten oder selbst welche schmieden. Ich müsste also den Feind mit seinen eigenen Waffen schlagen. Das fällt mir äußerst schwer und es mangelt auch an Zeit. Aber möglicherweise ist der Moment gekommen, um ein paar Prinzipien aufzugeben und nicht mehr so sehr auf die Mittel, sondern eher auf die Zielsetzung zu achten.

Detaillierte statistische Auswertungen bezüglich Besucherzahlen habe ich nicht, aber angesichts der Interaktion mit Lesern und dem übertragenen Datenvolumen vom Server dürften es nicht mehr als ein paar Hände voll "echter" Leser pro Monat sein. Und dafür das ganze Geschreibsel hier?

Dann rede ich es mir immer wieder mal ein und schön: Jeder Einzelne zählt. Wenn ich mit dem Blog nur EINEN Menschen überreden kann, Facebook oder Google oder den anderen Datenkraken bestmöglich abzuschwören und andere Parteien zu wählen als jene, die die Bürger am laufenden Band verarschen, wenn es um unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung geht, dann hat sich das alles schon gelohnt.

Oder vielleicht doch nicht? Interessiert doch keine Sau. Kannst den Wahnsinn eh nicht aufhalten, die Leute stecken in ihren Selbstdarstellungs-Threads in Facefuck fest und lassen sich auch nicht rauslocken, schon gar nicht mit immerneuen Datenschutz-Hiobsbotschaften.

Aber jetzt haste schon ein Jahr lang Arbeit hier reingesteckt, das schmeißt man doch nicht weg!

Rumfummeln an der Blog-Software macht ja auch ab und zu Spaß.

Die Domain ist irgendwie cool. Wäre doch schade, die nicht zu verwenden.

Vielleicht noch über andere Sachen schreiben als über Datenschutz? So zur Abwechslung?

Woher willst Du die Zeit nehmen, Depp?

Na dann, auf ins zweite Jahr.