Apples Telefondurchsuchungen - Bundestag schlägt Alarm
Letzte Updates siehe unten.
Apple redet offen über Technologie, die Fotos auf den Geräten scannen soll, um zu schauen, ob es sich um Kinderpornographie handelt. Hier ein Whitepaper von Apple dazu. Der EFF beschreibt, was Apples Vorstoß für weitreichende Auswirkungen haben wird, auch im Hinblick auf sichere, E2E-verschlüsselte Kommunikation, die ist dann nämlich grundsätzlich nicht mehr möglich.
Neu ist das nicht mit der Bilddatenüberwachung übrigens nicht, im Gegenteil - Hash-Listen von Bildmaterial gibt es seit über einem Jahrzehnt. Das Thema kocht nur gerade hoch, weil ausgerechnet Apple hier einen erweiterten Vorstoß wagt und das die ganze Welt bewegt. Ausgerechnet Apple, die selbsternannten Retter der Privatsphäre!!!11
Automatisiertes Scannen von Fotos findet schon lange statt, z.B. bei Google (siehe Fall US vs. Miller), auch bei Microsoft, Facebook und Twitter. Und diese Maßnahmen haben schon zu rechtlichen Auseinandersetzungen und Verhaftungen geführt.
Apple gibt indes indirekt zu, dass auch Falschmeldungen dabei sein können. Was solche Falschmeldungen wiederum für gewaltige Auswirkungen auf die Betroffenen haben können, wird in diesem Blogbeitrag sehr anschaulich beschrieben.
Dass solche Falschmeldungen auch durch Angriffe provoziert werden können, indem man verseuchtes Bildmaterial auf das zu attackierende Endgerät schmuggelt, muss ich wohl nicht extra betonen.
Und hier gleich mal noch ein Proof Of Concept bezüglich der Fehlbarkeit von Apples Bildersuchintelligenz.
Update 7.8.2021: Ein Leser wies mich zurecht darauf hin, dass es zwischen dem, was bisher bei Google, Microsoft & Co. stattgefunden hat, und dem was Apple zukünftig einbauen will in die Handys, einen signifikaten Unterschied gibt: Apples neue Technik läuft offline. Alle anderen Datenkraken durchsuchen nach meinem Kenntnisstand nur die Cloud-Inhalte, nachdem User sie hochgeladen haben (Fotoalben, E-Mails etc.).
Im Grunde ist die eigentliche Technik aber egal. Das Problem bei allen Scannereien ist, egal wie funktionieren, dass es
- False Positives geben wird und somit buchstäblich Existenzen auf dem Spiel stehen.
- die Technik von Apple Tür und Tor für Missbrauch öffnet. Lass mal die Chinesen zum Beispiel auf die Idee kommen, nicht nur nach Fotos, sondern anderen, China-kritischen Inhalten zu suchen und Apple die Daumenschrauben anzulegen: "Wenn ihr uns nicht gestattet, nach Inhalten zu suchen, wie wir es für richtig halten, dann verkauft ihr in China keine Handys mehr". Was passiert dann wohl? Apple hat in dieser Hinsicht ganz klare Prioritäten.
Update 8.8.2021: Hier ein Link zu einem hervorragenden Artikel, der Einschätzungen sowohl zu den Schwachpunkten der Apple-Technik als auch zu potenziellen rechtlichen Problemen abgibt. Halte ich für unbedingt lesenswert.
Update 18.8.2021: "Große Gefahr!!!"
via Heise (Vorsicht, bösartige Consent-Wall)
Mit der geplanten lokalen Erkennung von Missbrauchsfotos (Child Sexual Abuse Material – CSAM) auf iPhones beschreite Apple einen "gefährlichen Weg" und untergrabe die "sichere und vertrauliche Kommunikation", heißt es aus dem Bundestagsausschuss Digitale Agenda. Apple müsse von der Umsetzung der Funktion absehen – sowohl zur Vermeidung "absehbarer Probleme" für den Konzern als auch zum Schutz der modernen Informationsgesellschaft.
Glaubt mal bitte nicht eine Nanosekunde lang, dass es unseren Volksvertretern hier vornehmlich um die Freiheit der Informationsgesellschaft geht. Primär sehen die gerade ihre eigenen Privatsphäre-Felle davonschwimmen, weil nicht wenige Abgeordnete in Bund und Ländern iPhones verwenden. Auch in Behörden, zum Beispiel in Bayern, werden gerne iPhones als Diensthandys ausgegeben. Dass man auch auf Beamten- oder Abgeordneten-Handys nach Kinderpornos rumschnüffelt, das GEHT *congwisch* GAR *starwisch* NICHT!!!1
Die FDP wittert hier noch ein paar Prozentpunkte für die Bauernfängerei, äh, Bundestagswahl, und sagt
Das geplante CSAM-Scanning sei der "größte Dammbruch für die Vertraulichkeit der Kommunikation, den wir seit der Erfindung des Internets erleben", schreibt der Vorsitzende des Ausschusses Manuel Höferlin (FDP)
[...]
Ohne vertrauliche Kommunikation werde das Internet aber zum "größten Überwachungsinstrument der Geschichte".
Ach du Scheiße, das darf natürlich NIEMALS passieren, dass dieses Internet alle überwacht!
Leider veralbert auch die FDP seine (potenziellen) Wähler zumindest stellenweise: Propagiert Datenschutz und Privatsphäre im Wahlprogramm, stimmt aber den Gesetzesänderungen für anlasslose, behördliche Überwachung der Bürger zu. Siehe beispielsweise hier.