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Ihr habt mit Facebook nix am Hut, sagt ihr? Ziemlich sicher doch.

Für den Fall, dass ihr euch löblicherweise entschieden habt, Facebook nicht (mehr) zu benutzen, weil euch der Laden letzthin oder schon immer gegen den Strich ging, möchte ich einen Glückwunsch aussprechen - für eure (wahrscheinlich fruchtlose) Bemühung, diesem antisozialen Netzwerk aus dem Weg zu gehen.

Denn bestimmte Daten über euch fließen auch weiterhin zu Facebook, ohne dass ihr es wisst oder wollt, sofern ihr zu den Nutzern von einigen weit verbreitenen Web- und App-Angeboten gehört.

Zwei typische Szenarien:

  1. Ihr ruft eine Website auf, die Facebook-Widgets eingebunden hat und ihr akzeptiert mehr oder weniger aus Faulheit und/oder Ignoranz einfach alles im Banner für Cookie- und Content-Consent (sofern überhaupt eines geboten wird).
  2. Ihr benutzt Apps auf eurem Smartphone. Hier wird euch in der Regel keine Wahl gelassen, ihr werdet auch nicht oder nicht angemessen klar verständlich davon in Kenntnis gesetzt, dass Tracking via Facebook stattfindet.

Punkt 1 kommt sicherlich häufig vor (habe auf die Schnelle keine belastbaren, statistisch signifikanten Zahlen, aber die persönlichen Erfahrungen aus dem Kollegen- und Bekanntenkreis lassen es mich vermuten). Wenigstens wird einem auf rechtskonformen Websites noch die Wahl gelassen. Publikationen, die einem keine Wahl lassen, sollte man ohnehin meiden. Siehe auch die NoSurfList.

Punkt 2 ist perfider, dreckiger. Sehr beliebte Apps (z.B. Spotify, HereWeGo, Kindle, Zattoo, Shazam...) haben Tracking via Facebook integriert, bemühen sich aber nicht im Geringsten, die User davon in Kenntnis zu setzen oder gar ein Einverständnis einzuholen. Siehe auch eine etwas ältere Untersuchung zum Thema.

Facebook sieht sich, was Privatsphäre und Datenschutz angeht, sowieso nicht im Geringsten in der Verantwortung. Wenn die App-Entwickler es für eine gute Idee halten, Tracking einzubauen, dann sei das deren Sache. Genauso das eventuelle Einholen von User Consent. Und Facebook kann hintenraus mit den Daten machen, was es will. Die Entwickler wissen ja nicht mal wirklich, was Facebook konkret mit den Daten macht. Also sind die App-Bastler im Zweifel auch nicht in der Lage, klare Einverständniserklärungen zu formulieren, die ein User bestätigen müsste.

Ausgehend von technischen Fakten, z.B. der Tatsache, dass eindeutige Werbe-IDs sowie Geräte-IDs existieren (siehe auch Facebook Graph API), dürft ihr davon ausgehen, dass Facebook sehr viel über euch weiß - und ein entsprechendes Profil zusammenstellen kann. Welche Apps ihr wie und wann verwendet, mit wem ihr euch vernetzt und welche Inhalte ihr teilt, sagt extrem viel über euch aus.

Apple macht ja gerade Anstalten, dieses Tracking (zumindest mittels Drittplattformen) auf dem iOS-Ökosystem einzudämmen, was zu abstrusen Dikussionen und Statements insbesondere seitens Facebook führt.

Was sich wirklich im Rahmen von iOS zuträgt, kann ich nicht verifizieren, da ich kein Apple-User bin. Auf Android kann ich hingegen beobachten und beurteilen, was passiert. Und da wird munter mit graph.facebook.com kommuniziert, ohne jegliches vorheriges Einverständnis der User.

In meinem Haushalt gibt es Menschen, die z.B. gerne Spotify nutzen. Ich würde es gern abschaffen, aber ... wissenschon. Spotify ist zum Beispiel ein Kandidat, der sich um Datenschutz nicht schert. Edit: Erkennt sogar Stiftung Warentest. :-)

Wenn ihr mal schauen wollt, so ganz unverbindlich, was sich an Traffic von eurem Android-Smartphone in die Welt rausbewegt: TrackerControl installieren (basiert auf dem bekannten NetGuard) und staunen. Man kann auch ausprobieren, was sich an Tracking-Traffic wegblocken lässt, ohne die Funktionalität der App zu sehr einzuschränken. Rude awakening.